COB - Chronisch Obstruktive Bronchitis


Wie entsteht COB - Ursachen

COB ist ein Sammelbegriff für Atemwegserkrankungen bei Pferden, auch „Recurrent Airway Obstruction" genannt.

Diese allergische Überempfindlichkeitsreaktion kommt bei mehr als 50 % der erwachsenen Pferde, die in Ställen gehalten werden, vor (Studie aus 2006, Fey). Die Pferde husten und haben Probleme mit der Ein- oder mit der Ausatmung. Es besteht eine Ähnlichkeit mit dem allergischen humanen Asthma.

 

Eine akute Atemwegserkrankung kann Auslöser für das Entstehen des chronischen Hustens sein. Bei der akuten Erkrankung lassen Viren die Schleimhäute anschwellen wodurch die Atmung erschwert ist. Zudem wird Schleim produziert welcher nur ungenügend von dem Flimmerepithel abtransportiert werden kann.

 

Das Pferd versucht durch Husten sich diesem Schleim zu entledigen. Durch die bereits angegriffenen Schleimhäute entsteht der Nährboden für einen bakteriellen Infekt. Besteht die Problematik mehrere Wochen spricht der Mediziner von COB, also eine Erkrankung mit chronischem Verlauf.

 

In der Literatur werden Zusammenhänge zwischen genetischer Disposition und umweltbedingter Faktoren (Boxenhaltung, Staubbelastung etc.) diskutiert und als wahrscheinlich gehalten. Ungünstige Haltungsbedingungen und verdorbenes Futter sind ebenso verantwortlich wie nicht vollständig ausgeheilte Infekte.

Bei genetischer Empfänglichkeit und Kontakt zu auslösenden Allergenen wie ein spezielles Gemisch aus Schimmelpilzen, Futtermilben, Endotoxinen und anorganischen Anteilen können der Auslöser für eine COB Erkrankung sein.

Bronchospasmus (Verkrampfung der atemwegsumspannenden Muskeln) Dyskrinie (Sekretsstörung) und Schleimhautschwellung sind die Hauptproblematiken bei einer COB.

 

Die kleinen Bronchien zeigen eine übermäßige Bereitschaft zur Kontraktion, was evtl. durch  bestimmte, spezifische Allergene ausgelöst wird oder aber auch von unspezifischer Natur sein kann. Die Muskulatur der Bronchien ist kontrahiert und verhindert somit das freie ein- und ausströmen der Luft. Die eingeatmete Luft kann nicht mehr vollständig entweichen (air-trapping) aufgrund der chronischen Überbelastung der glatten Muskulatur.

 

Die Alveolen (kleine Lungenbläschen) blähen sich infolge dessen auf, die dünnen Wände der Alveolen können platzen. Durch den Elastizitätsverlust des Lungengewebes ist eine passive Exspiration (durch die elastischen Fasern in den Alveolen) nicht mehr möglich und wird  durch die aktive Bauchmuskulatur ersetzt.

 

Die Konsistenz des Sekretes wird mehr und mehr dickflüssiger, was zu einer Störung der Reinigung der Atemwege durch das Flimmerepithel führt. So ist der Selbstreingungsprozess der Atemwege eingeschränkt. Der zähflüssige Schleim in der Lunge und in den Bronchien kann nicht über natürlichem Weg von dem Flimmerepithel ausgeleitet werden. Hinzu kommt noch eine die Schwellung der Schleimhäute im Bereich der Atemweg, was dem Pferd die Atmung zusätzlich erschwert.

 

Die überschießende Entzündungsreaktion, mit der betroffene Pferde auf die Inhalation von Stäuben aus verschimmeltem Heu oder auf bestimmte Bestandteile in Stäuben reagieren, gilt als der zentrale pathologische Mechanismus.

Pferd mit deutlicher Bauchatmung

Verlauf

Zur Diagnosestellung muss zunächst ein akutes Krankheitsgeschehen ausgeschlossen sein.

Bestehen die Krankheitssymptomen mindestens sechs Wochen oder über drei Monaten kann von einer COB ausgegangen werden.

 

Eine milde COB äußert sich durch Husten, der meist in Verbindung mit Training oder Fütterung auftritt, Nasenausfluss, verminderte Leistungsfähigkeit verbunden mit Schwitzen schon bei geringer Belastung und verlängerte Erholungszeiten.

 

Im weiter fortgeschrittenen Krankheitsstadium treten eine erhöhte Atemfrequenz bereits ohne Belastung und geblähte Nüstern in Ruhe, Ruhedyspnoe, eine deutlich abdominal verstärkte Atmung, Gewichtsverlust, mangelhaft Leistungsbereitschaft und in manchen Fällen eine Hypertrophie der schrägen Bauchmuskulatur („Dampfrinne“) auf.

Diagnose

Durch Druck auf die Luftröhre ist in der Regel ein Husten auslösbar.

 

Atemgeräusche wie Pfeifen, Giemen und Rasseln im vorderen Lungenbereich hörbar. Durch Abklopfen der Lunge ist eine Vergrößerung des Lungenfeldes erkennbar. Diese entsteht durch die allergische Überreaktion der kleinen Bronchien. Beim Ausatmen schließen sich die Alveolen dadurch ventilartig und es ist eine vollständige Ausatmung nicht mehr möglich. Was dann wiederum zu einen Überblähung Alveolen im hinteren Lungenbereich führt.

 

Die Blutgasanlayse gibt Aufschluss über den pulmonalen Gasaustausch, in Ruhe und auch nach Belastung. Bei COB liegt ein Missverhältnis zwischen den im Blut befindlichen Gasen (Kohlendioxid und Sauerstoff) vor.

 

Zur genauen Diagnostik und zur Bestimmung der Therapie sollte eine Bronchoskopie durchgeführt werden. Mittels einer optischen Sonde werden die Atemwege ausgeleuchtet zudem können Schleimproben des Tracheobronchialsekret und des Broncho-Alveoläre-Lavage (über speziellen Katheter) zur genauen Befunderhebung entnommen werden


Was ist zu tun?

Haltungsform:

Veränderte Haltungsbedingungen in eine staubfreie Umgebung und allergenarmes Futter ist der erste Schritt einer Therapie und ein essentieller Parameter für den Behandlungserfolg. Potenzielle Allergene müssen weitgehendstes eliminiert werden z. B. in Offenstallhaltung oder auf staubarmes Einstreu sowie ausreichendem Weidegang. Heu, möglichst staub- und allergenarm entweder befeuchtet oder bedampft. Evtl. ist die ausschließliche Fütterung von Pellets indiziert.

 

Medikamentöse Therapie:

Mit Gabe von Bronchospasmolyse wird die den Bronchien spiralförmig umgebende Muskulatur gelöst (EquiPulmin). Sekretolytika (Sputolysin) erhöhen die wässrige Sekretion des Bronchialsepithels, um den Schleim von den Wänden der Atemwege zu lösen. Erst im Nachgang, als Notfalltherapie sollten Glukokortikoiden (Kortison) eingesetzt werden. Oftmals werden eine Kortikosteroidtherapie über einen längeren Zeitraum verfolgt, um eine Unterbrechung der chronischen Entzündungsprozesse in den Lungengeweben zu erreichen. Aufgrund des Risikos einer Hufreheerkrankung sind die Kortikoiden max. nur alle zwei Tage zu verabreichen. 

 

Hyperinfusionstherapie (Lungenspülung)

Bei nicht Ansprechen der vorgenannten Therapiemaßnahmen und bei keiner Herz-, bzw. Niereninsuffizienz oder einer hochgradigen Dyspnoe kann eine Hyperinfusionstherapie durchgeführt werden. Dabei wird intravenös oder mittels Nasen-Schlund-Sonde eine große Menge Kochsalzlösung in den Organismus eingebracht. Die Nieren sind nicht in der Lage die Flüssigkeit auszuscheiden. Infolgedessen kommt es zum passivem Übertritt von Flüssigkeit in die Alveolen wodurch der zähflüssigen Schleimes aus den Atemwegen gelöst und abtransportiert werden kann.

Inhalieren:

Die Inhalation saliner Flüssigkeiten (emser-Sole, NaCl) kann zur Verflüssigung des Tracheobronchialsekrets eingesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass ein geeigneter mit einer Tröpfchengröße von < 5 μm zum Einsatz kommt, damit das Inhalat in die Alveolen vordringen kann. Auch eine inhalative Verabreichung von Glukokortikoiden (Salbutamol) ist sinnvoll, da hierbei geringere Nebenwirkungen auftreten und der Wirkstoff direkt am Therapieort verbracht wird. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch den bestehenden Bronchospasmus weniger Aerosol in die Lunge eindringen kann.

Praxistipp:

Inhaliert wird immer vor der Arbeit mit dem Pferd. Durch das Befeuchten wird die Viskosität des Schleims im Bronchialsystem  und in der Lunge herabgesetzt. Durch die Bewegung und die damit verbundene stärkere Atmung kann der festsitzende Schleim sich besser lösen und[1] abfließen bzw.  abgehustet werden.

Während der Bewegung (bei akkubetriebenem Ultraschallvernebler) zu inhalieren ist besonders effektiv. Durch die tiefere Einatmung des Pferdes bei der Arbeit kann so das Aerosol tief in die Lunge einströmen. Die besten Ergebnisse sind bei einer tiefen und langsamen Atmung zu erreichen. Bitte keine, bei Menschen so beliebte, ätherischen Öle, Extrakte etc. in das Inhalat geben. Es besteht die Gefahr des Bronchialspasmuses.

 

Physiotherapie:

Als therapeutische Maßnahmen kann die detonisierende Massage der Zwischenrippenmuskulatur (M. intercostales interni und externi) sowie der Bauchmuskulatur (M. obliquus externus/internus abdominis und M. tansversus abdominis eingesetzt werden. Tapotements zur Schleimablösung kann zusätzlich zum Einsatz kommen.

 

Akupunktur:

Wissenschaftliche Studien (z. B. Uni Gießen, Reiz 2006) haben die positive Wirksamkeit von kontrollierter Akupunktur (Laserakupunktur) gegenüber der konventionellen Arzneimittel-Therapie nachgewiesen. Zitat: „Mit statistischer Signifikanz zeigte die Laserakupunktur bei den klinischen Befunden sogar einen stärkeren Behandlungseffekt als die Arzneimitteltherapie.“

 

Bei einer chronischen Erkrankung wie der COB liegt, aus Sicht der TCM, stets ein Leere-Zustand zugrunde. Ist der Organismus geschwächt ist es den äußeren pathogenen Faktoren (Krankheitserreger) wie Wind, Kälte, Trockenheit, Hitze etc. möglich in den Körper einzudringen. Dabei kann auch die Psyche eine große Rolle spielen. Die Trennung von einem geliebten Koppelpartner oder evtl. mehrere Stallwechsel machen das Pferd anfällig für einen pathogenen Faktor.

 

Der Reiz der äußeren Krankheitserreger bspw. durch schlechte Futterqualität, Staub oder aber Trauer schwächen den Energiefluss im Körper. Dabei werden insbesondere die Funktionskreise Milz/Magen, Niere/Blase oder Lunge/Dickdarm angegriffen. Bei einem Milz-Qi-Mangel können die Körperflüssigkeiten nicht mehr richtig umgewandelt und transportiert werden. Die dadurch entstandene Flüssigkeit wird in der Lunge eingelagert. Das Lungen-Qi wird geschwächt. Die Lunge kann ihrer herabführenden Funktion des Qi nicht mehr nachkommen und es kommt zu Husten. Welcher Funktionskreis nun geschwächt ist und welche zudem betroffen sind ist jeweils unterschiedlich und muss durch eine genaue Diagnose ermittelt werden.

 

Osteopathie

Die stetigen Hustattacken beeinträchtigen den wichtigsten Atemmuskel, das Zwerchfell. Da das Zwerchfell wiederum fast mit jedem Organ und vielen Muskeln in direkter oder zumindest indirekter Verbindung steht, können die Verspannungen und Faszienläsionen im kompletten Pferdekörper auftreten und die Motilität und Mobilität der Organe und anderer Strukturen beeinträchtigen.

 

Durch die Unwinding-Technik werden die energetischen Läsionen aufgesprengt und das Fasziennetz kann sich physiologisch neu sortieren. Gerade das Lösen des Zwerchfells und der Thoraxapartur wird meist mit ausgiebigem Gähnen und Kauen vom Pferd beantwortet.

 

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