Gastritis - Magenschleimhautentzündung


Wenn der Magen rebelliert.

 

Auch Pferde können an einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) erkranken. Untersuchungen haben gezeigt, dass sogar fast 40 % der Pferde darunter leiden. Warum? Aufschluss gibt der Aufbau eines Pferdemagens.

 

Der Magen eines Pferdes ist im Vergleich zu dem Körpergewicht recht klein. Die Aufnahmekapazität des Magen eines erwachsenen Pferdes beträgt im Verhältnis zur Körpermasse nur 2 % für Trockenmasse. Das entspricht einem Fassungsvermögen von 12 – 14 kg. Dabei ist der Magen eines Pferdes, nicht wie beim Menschen, recht begrenzt dehnfähig.  Durch den Cardiaverschluss am Eingang des Magens wird der Pferdemagen nur mit kleinen Mengen bestückt. Dieser Schließmuskel am Eingang des Magens verhindert auch ein Erbrechen. Was also drin ist bleibt drin! Ist es zu viel für den kleinen Magen kann es zu einer Ruptur oder Fissur der Magenwand kommen.

 

Menschen besitzen einen einhöhligen Magen. Der Magen besteht bei uns aus einer Muskelhöhle, die innen komplett mit einer von Drüsen besetzten Schleimhaut ausgekleidet ist. Pferde dagegen besitzen einen hoch spezialisierten einhöhlig, zusammengesetzten Magen.

 

Warum zusammengesetzt? Der Pferdemagen hat zwei Teile. Der vordere Teil (Magenvorsack), der an die Speiseröhre anschließt, besitzt eine drüsenlose Schleimhaut. Dieser Teil des Magens ist als Speicher anzusehen. Der hintere Teil, der den Mageninhalt an den Zwölffingerdarm weitergibt, besitzt eine drüsenbesetzte Schleimhaut. Hier wird die Nahrung durchmischt und durch die Zuführung der Sekrete für die Verdauung vorbereitet.

 

Die Drüsen des unteren Magenanteils geben stetig Sekret ab. Sekrete, die die Magenwand vor der Selbstverdauung schützten und Sekrete als Vorstufe der späteren Verdauung (Pepsinogene und Salzsäure).  Der Nahrungsbrei wird somit durchsaftet und es erfolgt eine ph-Wert-Absenkung, was wiederum einen antibakteriellen Effekt hat. Am Magenende regiert der Magenpförtner.  Dieser lässt den Nahrungsbrei nur portionsweis in den Darm weitergleiten. 

 

Der Magen hat somit die Funktion:

 

  • Speicherung der aufgenommenen Nahrung
  • Durchmischung der Nahrung
  • Weitertransport der Nahrung an den Dünndarm
  • Chemisch Aufbereitung der Nahrung mit  Verdauungsenzymen und Salzsäure

Was kann falsch laufen?

 

Nun, eine Menge!

 

Bei längeren Fresspausen läuft die Sekretproduktion der Drüsenzone dennoch weiterläuft. So kann der Magensaft in den Magenvorsack übertreten und die dortige Schleimhaut angreifen. Daher sollten Fresspausen nie länger als fünf Stunden sein.

 

Werden großen Portionen an Kraftfutter verfüttert oder bei  zu hastigem (Futterneid) Fressen besteht die Gefahr der Magenüberladung. Zudem wird der Nahrungsbrei weniger durchspeichelt was wiederum eine  längere Verweildauer im Magen zur Folge hat. Aufgrund des höheren Trockensubstanzgehaltes des Mageninhaltes verzögert sich auch die wichtige ph-Wert-Absenkung. Als Folge dessen erhöht sich der Anteil an Bakterien im Nahrungsbrei  und es bilden sich Gase die zur Magenkolik führen können.

 

Im Magenvorsack, der wie beschrieben kein Sekret bildet, siedeln sich gerne auch einmal Larven (z. B. der Dasselfliege) an.

 

Stress schlägt auf den Magen

 

Zu viel Stress regt die Histaminausschüttung an. Die Folge ist eine vermehrte Produktion von Salzsäure was wiederum die Magenschleimhaut angreift. Stressfaktoren können u. a. schon Hängerfahren, Turnierteilnahmen, schwierige Herdenzusammenstellung, nervige Boxennachbaren, falsches Fütterungsmanagement oder auch Schmerzen sein.

Was ist zu tun?

 

Die Menge macht‘s.

 

Nur kleine Mengen an Kraftfutter geben (ist das überhaupt nötig?). Als Richtwert sollten nicht mehr als 0,5 % des Körpergewichtes pro Mahlzeit gefüttert werden (bei 500 kg nur 2,5 kg) bei Mais oder Gerste sogar nur 0,3 %.

 

Gut gekaut ist halb verdaut.

 

Vor dem Kraftfutter immer zuvor Heu füttern. So ist der Heißhunger nicht mehr so groß und das Pferd speichelt beim Heufressen mehr ein. Bei gierigen Pferden ist es sinnvoll in die Krippe große abgerundete (aus einem Bachbett, die nicht verschluckt werden können) Steine zu legen. Das verlängert die Fresszeit und erhöht die Zeit des Kauens und  Einspeichelns.

 

Stress-less

 

Je nachdem welchem Stress ihr Pferd ausgesetzt ist, ist es unbedingt angebracht diesen zu reduzieren oder gar abzustellen. Hören Sie auf Ihr Pferd und auf Ihr Bauchgefühl.

 

Grundsätzlich gilt

 

Heu sollte dem Pferd immer zur Verfügung stehen. Fressen ohne Stress. Allgemein gute Futterqualität. Zeit zum Verdauen geben. Die Arbeit sollte erst eineinhalb bis zwei Stunden nach der Kraftfutter-Gabe beginnen.  Stärkereiche Futtermittel wie Getreide, Brot, Bananen etc. vermeiden.

 


Symptome

  • Koppen
  • Lustlosigkeit, Müdigkeit
  • Abmagerung
  • Häufiges Gähnen
  • Wenig Appetit
  • Übler, saurer Mundgeruch
  • Kolik
  • Zähneknirschen
  • Kotwasser
  • Durchfall
  • Häufiges Flehmen, sich übers Maul-lecken
  • Häufiges Gähnen

Akupunktur

Gastritis ist als chinesische Interpretation ein Magen-Hitze die auch zu Flüssigkeitsmangel führen kann. Als Therapieziel wird die Hitze des Magens ausgeleitet und das Yin genährt.


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